Besuch bei der Verallia Deutschland AG in Bad Wurzach
Vor 75 Jahren wurde der Bau einer Glashütte am Rande des Wurzacher Rieds beschlossen. Heute ist der Standort Bad Wurzach einer der modernsten der internationalen Verallia Gruppe und bietet rund 550 Arbeitsplätze. Neben optimierten und effizienten Produktionsabläufen werden Nachhaltigkeit sowie Energie- und CO2-Reduzierung täglich in den Blick genommen. Zudem wird die Umstellung auf grüne Energie ein immer drängenderes Thema.
Darüber tauschten sich Raimund Haser MdL und Bürgermeisterin Alexandra Scherer mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Dirk Bissel und Personalvorstand Joachim Böttiger bei der Verallia Deutschland AG aus.
Mit dem Abschalten der Atomkraftwerke, dem Kohleausstieg und dem Ziel weg von den fossilen Brennstoffen geht die größte Volkswirtschaft der Europäischen Union, nämlich Deutschland, in eine Vorreiterrolle in Europa und der ganzen Welt. Gleichzeitig bedeutet dies eine ungemein schwere Bürde und Last für die deutsche Industrie in einem globalen Wettbewerb.
„Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Industrie nicht verlieren. Nicht, dass künftige Investitionen dort getätigt werden, wo auch der Strom produziert wird“, so Raimund Haser. Gerade im Süden der Republik, weit weg von den großen Stromtrassen der Windenergie, „gibt es einige große, erfolgreiche Firmen in ländlichen Gebieten, wie Verallia, die enorm viele Menschen beschäftigen, die Basis der Gesellschaft, die dort ihr täglich Brot verdient.“
Immer drängender stellt sich die Frage in einem Energieszenario für Baden-Württemberg, laut Haser: „Was brauchen wir an Energie, insbesondere für unsere Wirtschaft, und wie bringen wir diese Energie hierher, in den Süden des Landes?“
„Jetzt müssen wir über die Umsetzung diskutieren, es ist höchste Zeit! Wie stellen wir in Zukunft unsere Wettbewerbsfähigkeit dar, im Vergleich zu anderen Standorten in Europa?“, so der besorgte Vorstandsvorsitzende der Verallia Deutschland AG. „Zumal der Atomstrom auch ein grüner Strom ist. Diese Energie gilt in der Europäischen Union als CO2-neutral“, so die Bürgermeisterin. „Da hat die Industrie in vielen anderen Ländern einen riesen Vorteil.“
„Was wir aus eigener Kraft tun können, das machen wir bereits. Wir versuchen nicht nur mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zurechtzukommen, sondern wir wollen auch noch ein bisschen schneller sein“, sagt Bissel ehrgeizig. „Die Verallia Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die CO2-Emissionen um 46% zu reduzieren. Damit ist Verallia Spitzenreiter in der Verpackungsglasindustrie“, unterstreicht Bissel. In der Branche der Glasherstellung ist oberste Priorität eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, „Altglas ist ein Rohstoff, den wir dringend brauchen. Aus Glas kann man immer wieder Glas machen“, so Böttiger. „Im Moment sind wir bei rund 73% Recyclingglas (für die Produktion vorbereitetes Altglas), das wir einsetzen und der gleichzeitig damit verbundenen dauerhaften Reduzierung von Energieverbräuchen und CO2-Emissionen“, erklärt Bissel die Anstrengungen der Firma zum Gelingen der Energiewende. „Zudem sorgen Energie-Teams in jedem Werk der Verallia Gruppe für kontinuierliche Umsetzung und Verbesserung.“ Ein Beispiel ist das für 2022 am Standort Bad Wurzach anstehende größere Investitionsprojekt: ein sogenannter Gemengevorwärmer soll gebaut werden. Darin werden die Rohstoffe und das Recyclingglas mit der anfallenden Abwärme aus der Produktion aufgewärmt, um temperiert in die Schmelzwanne zu gelangen. Dort wird dann weniger Energie zum Aufschmelzen benötigt. Nichtsdestotrotz gilt es, in kurzer Zeit einen großen Anteil Erdgas für die Befeuerung der Wannen zu ersetzen. „Es ist ein Energiemix notwendig“, so die Erläuterung von Bissel. „Wir würden gerne auch Biogas nutzen, wenn die Lieferung garantiert werden kann.“
Der Ausbau der Windkraft sowie die Herstellung von Wasserstoff und die Solarenergie vervollständigen zusammen mit der Wasserkraft und dem Biogas den Energiemix, der dringend bei der Verallia Deutschland AG und anderen Unternehmen gebraucht wird. Auch hierzu ist die Industrie mit ihren Ingenieuren zur Entwicklung aufgerufen. „Die Energiewende gelingt nur zusammen mit der Industrie“, so Raimund Haser.
Mit dem kürzlich verabschiedeten Gesetz zur Änderung des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg hat sich das Land zur Klimaneutralität bis 2040 verpflichtet und damit früher als alle anderen Bundesländer. Das Positionspapier der CDU-Landtagsfraktion zeigt zudem auf, welche flankierenden Maßnahmen für die Unternehmen im Land wichtig sind, um sie auf ihrem Weg hin zu einer klimaneutralen Produktion zu unterstützen.