Einzelhandel und Dienstleister brauchen Hilfen, aber auch Perspektiven
CDU-Landtagsabgeordneter Raimund Haser vermittelt Gesprächsreihe zwischen Handel und Wirtschaftsministerium
Vergangene Woche kam es zum zweiten digitalen Austausch zwischen einer Einzelhandelsinitiative aus dem Landkreis Ravensburg und der Landes-Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. Die offenen und konstruktiven Gespräche gehen auf einen Kontakt in der Bürgersprechstunde des CDU-Landtagsabgeordneten Raimund Haser mit Friedrich Werdich von der gleichnamigen Schuhhauskette zurück, in dessen Folge Werdich gemeinsam mit weiteren Einzelhändlern aus dem Landkreis die inzwischen deutschlandweit beachtete Initiative #handelstehtzusammen gegründet hat. Wie wichtig solche Initiativen sind, zeigt die Offenheit und Ernsthaftigkeit der Gespräche zwischen initiative und Wirtschaftsministerium.
Beim jüngsten Treffen spielten die letzten Einflussmöglichkeiten des Landes auf die Ausgestaltung der Überbrückungshilfe III eine maßgebliche Rolle. Angeregt wurde seitens der Einzelhändler, mehr auf den Ausgleich des Rohertrags zu gehen, und sich nicht in Einzelberechnungen von Fixkosten zu begeben. Als besonders ungerecht gilt im Moment die geplante Unterscheidung zwischen Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften. Während erstere Miete und Gehälter als Fixkosten ansetzen können, finanzieren letztere beides aus dem Gewinn. „An diesen Feinheiten muss man arbeiten. Das haben wir so auch ans Bundeswirtschaftsministerium und ans Finanzministerium weitergeleitet. Der Einzelhandel trägt wie alle anderen geschlossenen Branchen dazu bei, die Infektionszahlen niedrig zu halten. Er und die Gastronomie sowie die geschlossenen Dienstleister und die Veranstaltungswirtschaft oder die Kultur dürfen in der Folge die Zeche nicht alleine zahlen“, so der Landtagsabgeordnete Raimund Haser. Auch der Umgang mit Abschreibungen wurde seitens der Unternehmer noch einmal thematisiert. Es dürfe nicht sein, so steht es auch in einem gemeinsamen Forderungspapier der Händler, „dass diejenigen bestraft werden, die investieren“.
Die Situation der Händler sei sehr unterschiedlich - während manche kontinuierlich ihr Geschäft machten, komme es bei anderen auf Weihnachten an. Eine wesentliche Rolle bei den Hilfen spiele auch die Eigentümerschaft des Gebäudes, und hier müsse man gerechte Lösungen für alle schaffen. Insgesamt begrüßten die Händler aber die verbesserte Ausgestaltung der Überbrückungshilfe und dankten Ministerin Hoffmeister-Kraut für ihre stetigen Bemühungen, das Beste für die von den Schließungen betroffenen Branchen zu erreichen.
Losgelöst von der Frage der Hilfen waren sich die Diskutanten aber einig, dass es letztlich nur mit einer Perspektive für Öffnungen wirklich aufwärtsgehen kann. Diesen Wunsch teilen - bei allem Respekt und bei aller Vorsicht - die Einzelhändler auch mit Dienstleistern wie den Friseuren oder Kosmetikern. „Das Problem ist, dass die Hilfen die Kosten nirgendwo zu 100 Prozent ausgleichen können. Vielen Unternehmern, die jahrzehntelang investiert und ihr Geschäft aufgebaut haben, läuft die Zeit, und damit auch das Geld davon. Ich hoffe, dass die Inzidenzzahlen bald wieder Perspektiven zulassen“, so Raimund Haser.
Mit Unverständnis reagierte die Runde über die aktuelle Ungerechtigkeit zwischen stationärem Einzelhandel sowie zwischen den geöffneten Discountern und dem Internethandel. Auch deshalb müsse dem Einzelhandel die Chance gegeben werden, versäumte Umsätze nachzuholen. „Je länger diese Situation andauert, desto mehr wird der Konsumwunsch über andere Kanäle befriedigt.“ Hier spielten auch die Kunden eine große Rolle, die mit ihrem Konsumverhalten maßgeblich dazu beitragen können, den Einzelhändlern schon heute über Click and Collect, oder aber dann nach der Wiedereröffnung durch aufgestaute Kaufinteressen zu helfen.