Am 22. September 2025 fand in Bad Waldsee der 7. Krähengipfel statt. Eingeladen waren Bürgermeister Vertreterinnen und Vertreter aus Riedlingen, Bad Saulgau, Laupheim, Neu-Ulm und natürlich Bad Waldsee sowie die Landtagsabgeordneten Raimund Haser und Klaus Burger. Im Mittelpunkt standen die aktuellen Herausforderungen durch die wachsenden Saatkrähenpopulationen in städtischen Gebieten und mögliche Lösungsansätze. Oberbürgermeister Matthias Henne eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung eines abgestimmten Vorgehens: „Wir haben alle dieselben Probleme mit den Krähen. Es ist wichtig, dass wir uns regelmäßig austauschen, voneinander lernen und uns gegenseitig auf den aktuellen Stand bringen.“
Situationsberichte der Kommunen
Neu-Ulm:
Alena Didion von der Stadt Neu-Ulm berichtete von einer starken Zunahme der Brutpaare innerhalb von fünf Jahren – von 50 auf 395. Bisherige Maßnahmen wie das Entfernen von Nestern oder das Austauschen von Eiern hätten keine Eindämmung gebracht, sondern vielmehr zur Bildung neuer Kolonien geführt. Für Herbst 2025 sind – vorbehaltlich der Genehmigung – neue Schritte geplant: Entfernung bestehender Nester, Einsatz eines Falkners, Einrichtung eines Meldeportals und Anbringen von Nistkästen für Greifvögel. Die Stadt betonte die hohen Kosten und die große Herausforderung, schnell und flexibel reagieren zu müssen.
Riedlingen:
Dipl.-Biologe Josef Grom schilderte die Situation an der St.-Gerhard-Schule als größten Konfliktherd. Maßnahmen wie Baumfällungen oder das Schaffen von Brutnischen für Uhus hätten kaum Wirkung gezeigt. Erfolgversprechend sei dagegen die gezielte Vergrämung durch Störungen. Ziel bleibe die Verkleinerung der Koloniegröße – insbesondere im Umfeld privater Gärten. Der Einsatz eines Falkners sei für die Kommune finanziell jedoch nicht leistbar.
Bad Saulgau:
Auch hier präsentierte Josef Grom die aktuellen Entwicklungen. Vor allem im Marienpark und am Friedhof gebe es große Kolonien. Während die Vergrämung im Marienpark erfolgreich gewesen sei, müsse sie am Friedhof noch optimiert werden. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Nester insgesamt deutlich gestiegen – allerdings stärker konzentriert an einzelnen Hotspots.
Bad Waldsee:
In Bad Waldsee sind die Konflikte mit Saatkrähen seit Jahren spürbar. Betroffen sind vor allem Schulen, Spielplätze, Park- und Grünanlagen in zentraler Lage. Neben hygienischen Problemen durch Kotablagerungen leiden Anwohnerinnen und Anwohner auch unter erheblicher Lärmbelastung während der Brutzeit.
Krähenbeauftragter Armin Brutschin verdeutlichte, dass die Zahl der Nester in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Damit verbunden sind steigende Kosten für Reinigung, Pflege und Vergrämungsmaßnahmen. Eingriffe sind jedoch nur mit Ausnahmegenehmigung und unter fachlicher Begleitung möglich, da Saatkrähen streng geschützt sind.
Bereits umgesetzt wurden unter anderem:
- Vergrämungsaktionen zu Beginn der Brutzeit (z. B. Entfernen von Nestern),
- der Einsatz natürlicher Feinde wie Greifvögel, Uhus oder Marder,
Die bisherigen Maßnahmen zeigen Teilerfolge, doch die Tiere weichen häufig nur aus und siedeln sich in kurzer Distanz erneut an. Ein neuer zukünftiger Ansatz ist der Einsatz von zwei Stadtjägern, die in befriedeten Bezirken klassische Fallen- und Prädatorenjagd durchführen, ein Wildtiermonitoring betreiben und Bürger beraten sollen.
Forschungsprojekt Dachau
Einblicke erhielten die Teilnehmenden zudem in ein Forschungsprojekt des Bayerischen Landesamts für Umwelt in Kooperation mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. In fünf Pilotstädten wird untersucht, wie sich tödliche und nicht-tödliche Maßnahmen auf Saatkrähenpopulationen auswirken. In Dachau war 2025 beispielsweise der Abschuss von bis zu 80 Tieren genehmigt, tatsächlich erlegt wurden jedoch nur 14.
Aus Landessicht
Die Landtagsabgeordneten Klaus Burger und Raimund Haser stellten die Ziele des Landes dar. Auch sie betonten, wie wichtig der enge Austausch mit den betroffenen Städten und Gemeinden sei, um fachlich fundierte, rechtlich tragfähige und für die Bevölkerung akzeptable Lösungen zu entwickeln.
Diskussion und Ausblick
In der abschließenden Diskussionsrunde wurde deutlich, dass alle betroffenen Städte vor ähnlichen Herausforderungen stehen: stark wachsende Populationen, hohe Kosten, rechtliche Hürden und die schwierige Balance zwischen Artenschutz und den berechtigten Interessen der Bürgerinnen und Bürger. Klar wurde auch: Vergrämung ist keine einmalige Lösung, sondern eine Daueraufgabe.
Der Krähengipfel machte deutlich: Eine schnelle oder einfache Lösung gibt es nicht. Jede Kommune muss individuell prüfen, welche Strategien sinnvoll sind – immer im Einklang mit den strengen Naturschutzvorgaben.
Oberbürgermeister Matthias Henne zog ein klares Fazit: „Wir alle nehmen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst. Der Krähengipfel zeigt, dass wir gemeinsam mit allen Beteiligten daran arbeiten, Lösungen zu finden, die sowohl den Menschen als auch dem Naturschutz gerecht werden. Aber: Es ist und bleibt sehr schwierig.“